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Psychobuilding                           

100 Kumpels unterm Gartenhaus

Diplom, ADBK München, Ausstellung im Gartenhaus, 2013

In einer Ausstellung im "Gartenhaus der Kunst" wurden auf drei Etagen zusammenhängende Notizen, Fotografien, Objekte und Videos präsentiert.

Deren Arrangement ermöglichte es dem Besucher, je höher er die Etagen des Hauses hinauf stieg, eine lineare Erzählung nachzuvollziehen.

Diese handelte von einem Mann, der eines Tages beschlossen hatte eben dieses Haus nicht mehr zu verlassen. In den darauf folgenden Monaten entdeckte er Ungereimtheiten im Inneren seines Hauses, die ihn dazu veranlassten, anzunehmen, dass hunderte von Bauarbeitern damit beschäfftigt sind, tagtäglich Kopien seiner bewohnten Haushälfte zu bauen, immer eine unter die andere. Während er schläft tragen sie ihn ein Haus tiefer, so dass er jede Nacht tiefer in die Erde sinkt und am Morgen im gleichen, aber nicht identischen Haus wieder aufwacht...

 

 

 

Korbinian Jaud Kunst München

Gartenhaus der Kunst, München: In der vorderen Hälfte fand 2013 die Ausstellung "Psychobuilding" auf drei Etagen statt. 

Korbinian Jaud Kunst München

Erdgeschoss: In den Ausstellungsraum dringt kein Tageslicht.

 

Korbinian Jaud Kunst München

Erdgeschoss: Tisch mit Lupenlampe,Schaukästen. Betritt der Besucher den Ausstellungsraum leuchten diese durch Bewegungsmelder auf.

Korbinian Jaud Kunst München

Erdgeschoss Der Schaukasten links ist gekennzeichnet als "Notiz 1". Darin befindet sich die erste Tagebuch- Aufzeichung des Protagonisten.

Korbinian Jaud Kunst München

Erdgeschoss: Schwarzer Leuchtschaukasten/ Leuchtet auf, wenn der Besucher sich in seinem Umkreis befindet.

Korbinian Jaud Kunst München

Erdgeschoss, Notiz 1: Der Protagonist äußert seinen Beschluss sein Haus nicht mehr zu verlassen.

Erdgeschoss, Notiz 2: Er versetzt sich in einen meditativen Zustand, tut nichts anderes mehr, als die ihn umgebenden Oberflächenstrukturen zu betrachten.

Erdgeschoss, Notiz 3: Nachdem er alle Oberflächen in seinem Haus untersucht hat, befasst er sich erneut mit der Tischplatte.

Erdgeschoss, Tisch 1: Tisch des Protagonisten

Erdgeschoss, Tisch 1: Das Schild kennzeichnet den Tisch als Teil der Sammlung bzw. der Ausstellung. Die Tischplatte ist aus grobem Pressholz.

Erdgeschoss, Tisch 1: Mit einer Lupenlampe untersucht der Protagonist die Holzstrukturen der Platte.

Korbinian Jaud Kunst München

Erdgeschoss, Tisch 1: Er legt eine Folie auf die Platte und fährt mit einem Stift die Strukturen nach.

Erdgeschoss, Dach: Die durch ein Spotlicht beleuchtete Form ist nicht Teil der Architektur, sondern wurde für die Ausstellung unter der Treppe installiert.

Erdgeschoss, Dach: Die Frage, was es mit dieser künstlich integrierten Schräge auf sich hat, wird sich der Betrachter erst zu einem späteren Zeitpunkt beantworten können.

Erdgeschoss, Dach: Die Beschriftung weist die Form als Teil der Ausstellung aus, gibt einen ersten Hinweis.

Korbinian Jaud Kunst München

Erdgeschoss: Auf dem in das Fenster projizierte Bild kann man ebenfalls den Tisch mit Lupenlampe erkennen.

Erdgeschoss, Spiegelung A: Eine in das Fenster eingepasste Diaprojektion zeigt eine abfotografierte Fensterspieglung.

Wie ein Spiegelbild, das sich in das Glas eingebrannt hat, dessen Bild bereits vergangen ist .

Korbinian Jaud Kunst München

Erdgeschoss, Spiegelung A:  Zu sehen, ein Mann mittleren Alters, der an eben dem Tisch sitzt und die Holzstrukturen betrachtet.

Erdgeschoss, Spiegelung A: Blick aus dem 1.Stock: Durch die Projektion im Fenster hat der Protagonist ein Gesicht bekommen.

Ergeschoss, Spiegelung A

Treppe 1

TREPPE 1 //  Blick in den ersten Stock hinauf.

TREPPE 1 / NOTIZ 4 // 

TREPPE 1 / NOTIZ 5 //  Da ihm die Strukturen, die er wochenlang studiert hat fremd erscheinen, überprüft er, ob sich etwas an der Tischplatte verändert.

TREPPE 1 / FOLIEN A //  Das Ergebnis dieser Überprüfungen an ein und dem selben Tag: Alles scheint in Ordnung zu sein!

Korbinian Jaud Kunst München

TREPPE 1 / NOTIZ 6 // 

Erst die Folien, die er am nächsten Tag anfertigt und auf die Folien vom Vortag legt, bestätigen seinen Verdacht, dass etwas nicht stimmt.

TREPPE 1 / FOLIEN B //  Die inkongruenten Linien erzeugen ein chaotisches Bild.

TREPPE 1 / NOTIZ 7 //  Alles in seinem Haus verändert sich tagtäglich.

1. STOCK  //  Beim Versuch eine Erklärung für die beängstigende Entdeckung zu finden, erzeugt der Protagonist abstruse Gedankenkonstruktionen.

1. STOCK  //  Er findet eine plausible, jedoch absonderliche Erklärung. Diese wird im ersten Stock veranschaulicht.

Korbinian Jaud Kunst München

1. STOCK  //  Blick von oben.

1.STOCK / NOTIZ 8 //  Der Protagonist beginnt seine Ängste zu benennen, versucht seine Symptome zu beschreiben und zu sortieren.

1.STOCK / NOTIZ 9 //  Er versucht Bilder und Vergleiche für seine psychische Krisensituation zu finden.

1.STOCK / NOTIZ 10 //  Eine fixe Idee kristallisiert sich heraus.

1.STOCK / NOTIZ 11 //  Aus dem Konjkunktiv wird der Indikativ: Die alles erklärende Hypothese wird zur neuen Realität des Protagonisten.

1.STOCK / ZEICHNUNG // 

In einer großen technischen Zeichnung beschreibt er das ständig wachsende unterirdische Bauwerk, durch das hindurch er von den Arbeitern in die Tiefe getragen wird.

1.STOCK / ZEICHNUNG / DETAIL // 

Durch die Zeichnung erklärt sich die große Schräge mit der Bezeichung "Dach" im Erdgeschoss. Die nächste unterirdische Kopie der Haushälfte ragt in den Ausstellungsraum.

Eine große Skluptur schwebt in der Mitte des Raumes, ragt über das erste Stockwerk hinaus in das zweite hinauf. Es korrespondiert mit der Zeichnung, jedoch besteht es im Gegensatz dazu aus zwei Strängen. Wie es zum zweiten gegenläufigen Strang kommt, wird sich erst im dritten Stock aufklären.

1.STOCK / OBJEKT "HELIX" // 

1.STOCK / TISCH 2 //  Ein zweiter Tisch wurde sowohl mittig im Raum als auch relativ zentral im gesamten Ausstellungskonzept positioniert.

1.STOCK / TISCH 2 //  Ein musealer Glassturz sichert die Spuren eines passionierten Arbeitsvorgangs.

1.STOCK / TISCH 2 //  Zwischen den Dokumenten und Objekten existieren Bezüge zu allen anderen Ausstellungsstücken.

Ein aufgeschlagenes Buch informiert über einen Brunnen in Orvieto, Italien aus dem Jahr 1537. Eine "Doppelhelix", führt in die Tiefe. Ein Verweiß auf die große hängende Skulptur "Helix" im 1.Stock

1.STOCK / TISCH 2 / BRUNNEN, ORVIETO // 

Ein alter Zeitungsartikel zeigt das Eisbergmodell nach S. Freud. Dieses behandelt die bewussten und unbewussten Anteile der menschlichen Psyche / Ein Bezug zur Zeichnung stellt sich her.

1.STOCK / TISCH 2 / EISBERGMODELL  // 

Eine Vorkonzeption der großen "Helix"/ rechts ein Dias (vgl.Spieglungen). Wer hat an diesem Tisch gearbeitet? Tisch 2 lässt die Figur des Protagonisten und des Künstlers miteinander verschwimmen.

1.STOCK / TISCH 2 / MODELL_HELIX // 

Dieses Modell des Gartenhauses veranschaulicht, wie die beiden Haushälften ineinander geschoben zum ganzen Haus werden. Dies steht mit vielen Aspekten der Ausstellung in Zusammenhang z.B.: klärt sich jetzt auf, wer der Mann auf den Spieglungen ist und wo diese Bilder entstanden sind.

1.STOCK / TISCH 2 / GARTENHAUS_MODELL // 

Der Roman "Ein Mann, der schläft" von Georges Perec behandelt ebenfalls die Geschichte eines Mannes, der sich der Welt entzogen hat. Hier das den Text einleitende Zitat Franz Kafkas.

1.STOCK / TISCH 2 / ZITAT KAFKA // 

1.STOCK / TISCH 2 / SCHMIERBLATT //  Skizze, entstanden beim Bau der "Helix".

1.STOCK / TISCH 2 / MODELLUTENSILIEN //  Wurden beim Erstellen der Videos im zweiten Stock verwendet.

1.STOCK / TISCH 2

Die Zeichnung (hinter der Folie) ist während der Frühphase der Konzeption von "Psychobuilding" enstanden. Erst später wurde die Idee auf die Architektur des Gartenhauses angewendet.

1.STOCK / TISCH 2 / UR_ZEICHNUNG // 

1.STOCK / TISCH 2 / BESCHRIFTUNG

Auch hier strahlt ein Projektor das Dia einer abfotografierte Spiegelung ins Fenster. Die Spiegelung der Treppe stimmt mit den Gegebenheiten des Raumes überein, jedoch das durchs Glas hindurch sichtbare Haus (Akademie Neubau) befindet sich real auf der anderen Seite des Gartenhauses.

1.STOCK / SPIEGELUNG B // 

TREPPE 2 //  Auch auf der 2. Treppe vollzieht sich eine Wendung in der Narration. Die Wahnvorstellungen verselbständigen sich.

Der Protagonist hat mittlerweile jeglichen Bezug zur Realität verloren, lebt gänzlich in seiner Vorstellung, wodurch sich neue Handlungsoptionen ergeben.

TREPPE 2 //

TREPPE 2 / NOTIZ 12 //  Er erträgt seine Handlungsunfähigkeit nicht länger, will seine Fremdbestimmung unter allen Umständen beenden.

TREPPE 2 / NOTIZ 13 //

Wochenlanger Schlafentzug wirkt sich intensivierend auf die Produktivität seiner Wahnvorstellungen aus. Er entdeckt den Zugang zum Stollen seiner Psyche.

TREPPE 2 / FOTOGRAFIE //  Der letzte Schaukasten im Treppenbereich zeigt eine gefundene Fotografie von Bergarbeitern um die Jahrhundertwende.

Die "Kumpels beim Buttern" stimmen den Besucher auf die Ereignisse ein, die dem Protagonisten im zweiten Stock "untertage" wiederfahren werden. (Im Hintergrund: drei Videos)

TREPPE 2 / FOTOGRAFIE //

Korbinian Jaud Kunst München

2. STOCK / VIDEOS //

Die Videos zeigen das Innere des Gartenhauses in drei unterschiedlichen Bauphasen: Fast fertig, im Rohbau und als Baugrube. Ein Arbeiter der jeweiligen Baustelle sitzt mit dem Rücken zur Kamera im Vordergrund

(Es wurden Marionettenfiguren und Modellkulissen verwendet).

2. STOCK / VIDEOS //

Die erste Baustelle befindet sich unter der aktuell bewohnten Haushälfte des Protagonisten, jede weitere eine Position tiefer im unterirdischen Gesamtkomplex (vgl. Zeichnung). Die Arbeiter schildern, wie es war, als er bei Ihnen auftauchte.

2. STOCK / VIDEO 1 //

Bei seinem Abstieg begegnet der Protagonist dem ersten Arbeiter direkt unter seiner Haushälfte. Dieser erklärt im Video, wie unange-

nehm und nervtötend der Neuling war, weshalb der besserwisserische Fremde rasch von der Baustelle komplimentiert wurde.

In dem Schaukasten neben dem Fernseher beschreibt der Protagonist aus seiner Sicht, wie sein erster Kontaktversuch verlaufen ist. Er muss sich seinen Misserfolg eingestehen.

2. STOCK / NOTIZ 14 //

Ein zweites Mal steigt er hinunter, diesmal noch ein Haus tiefer und landet im Rohbau einer zukünftigen Kopie seiner Haushälfte. Der gelbe Arbeiter schildert verärgert dessen aggressive Versuche den Bauvorgang zu boykottieren, worauf sie ihn gewaltsam verjagen mussten

2. STOCK / VIDEO 2 //

Sein unabänderliches Schicksal, weiter in die Tiefe getragen zu werden lässt den angsterfüllten Protagonisten zu drastischeren Mittel greifen.

2. STOCK / NOTIZ 15 //

In einem dritten Versuch steigt er hinunter zum tiefsten Punkt der unterirdischen Anlage, in die Baugrube. Seine neue umsichtige und behutsame Verhaltenstrategie verbessert maßgeblich das Gesamtklima der Baustelle. Tatsächlich stoppt die Fortführung des Bauwerks nach unten, die Richtung wird gewechselt und wieder nach oben gebaut. Wie das genau vonstatten ging, kann sich der blaue Arbeiter nicht erklären.

2. STOCK / VIDEO 3 //

Die Depression des Protagonisten endet, nachdem es ihm endlich gelungen ist, sich selbst und die vielen Wirkungskräfte in sich in ein paritätisches Gleichgewicht zu bringen.

2. STOCK / NOTIZ 16 //

2. STOCK / SPIEGELUNG C //

Links im Fenster die dritte Projektion: Der Protagonist nach oben blickend. Rechts das Objekt "Helix". Den Grund warum diese aus zwei Strängen und nicht wie das Bauwerk auf der Zeichung aus einem besteht, hat "Video 3" geliefert: Ein Strang wurde nach unten, der andere wieder nach oben gebaut.

IMPRESSIONEN AUS DER AUSSTELLUNG :

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